marktbericht
Scheibchenweise sackt der DAX derzeit immer weiter ab. Den Investoren fehlt auf dem hohen Niveau zunehmend die Fantasie für weitere Kursgewinne. Vor allem Zinssorgen belasten.
Auch zum Wochenschluss bestimmt die gleiche Gemengelage wie in den vorherigen Handelstagen das Geschehen. Der unklare Zinskurs der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) sorgt weiter weltweit für viel Unsicherheit bei den Anlegern.
Natürlich kann sich auch der DAX der zunehmenden Skepsis der Anleger nicht entziehen und dümpelt derzeit vor sich hin – mit Tendenz nach unten, auch wenn panikartige Verkäufe weiter nicht in Sicht sind. Dies auch, weil anders als die US-Technologiebörsen die heimische Börse beim gegenwärtigen KI-Increase nur Zuschauer ist, die Tendenz wird an der Nasdaq gemacht.
Damit geht die Konsolidierung am deutschen Aktienmarkt weiter. Der DAX sackte heute im Tagestief auf 18.515 Punkte ab und fiel damit aus der gegenwärtigen Handelszone zwischen 18.600 und knapp 18.900 Punkten raus. Aktuell hat er sich zwar wieder etwas oberhalb von 18.600 Punkten gefangen, bleibt dabei aber moderat rund 0,4 Prozent im Minus. Auch der industrie- und exportlastige MDAX gibt in der gleichen Größenordnung nach.
Die Section des Abwartens sei noch nicht vorüber, schreiben die Analysten der Helaba in einem Kommentar. Die Akteure brauchten wohl neue Impulse, um einen Check des jüngsten Rekordhochs von 18.892 Zählern zu starten.
“Die Börsenampel ist zumindest mal auf Gelb zurückgesprungen”, bemerkte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets. Das jüngste Sitzungsprotokoll der US-Notenbank Fed habe nicht dazu beigetragen, dass die Anleger die Zinswende 2024 fest in ihren Kalendern markieren könnten. Geldpolitisch stehe den Investoren ein unsicherer Sommer bevor. Zudem belaste die Geopolitik, ergänzte der Experte mit Verweis auf das jüngste Säbelrasseln Chinas in der Taiwanstraße.
Viele Vertreter der US-Notenbank hatten sich in puncto US-Zinswende zuletzt eher zurückhaltend geäußert. So zuletzt der Präsident der Atlanta Fed, Raphael Bostic. Er sagte, dass die US-Notenbank mit einer Zinssenkung möglicherweise noch länger warten müsse, da trotz der etwas gedämpften Inflationswerte im April weiterhin ein Aufwärtsdruck auf die Preise bestehe.
Auch die am Mittwochabend veröffentlichten Protokolle der jüngsten Fed-Sitzung konnten Zweifel an einer baldigen Lockerung der Geldpolitik nicht ausräumen. Zudem belaste die Geopolitik, ergänzte der Experte mit Verweis auf das jüngste Säbelrasseln Chinas in der Taiwanstraße.
Deutsche Konjukturdaten hatten bisher kaum Einfluss, obgleich sie positiv ausfielen: Die deutsche Wirtschaft hat zu Jahresbeginn wieder etwas Tritt gefasst. Gestützt vom Export und gestiegenen Bauinvestitionen wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal preis-, saison- und kalenderbereinigt leicht um 0,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
Nach Einschätzung der Deutschen Bundesbank dürfte die Wirtschaftsleistung auch im zweiten Quartal etwas ansteigen. Große Sprünge trauen Ökonomen der deutschen Wirtschaft im laufenden Jahr allerdings nicht zu. Vor allem der non-public Konsum verunsicherter Verbraucher schwächelt.
Zur Eröffnung startet die Wall Road einen zaghaften Erholungsversuch. Der Leitindex Dow Jones, der gestern deutlich 1,5 Prozent abgegeben hatte, liegt 0,3 Prozent vorne. In der gleichen Größenordnung rücken in den ersten Handelsminuten auch der marktbreite S&P-500-Index und die Nasdaq-Indizes vor.
Veröffentlicht wurden vor dem Börsenstart bereits Auftragsdaten aus der Industrie, die als Indikator für die Investitionen der Unternehmen angesehen werden. Im Monatsvergleich kletterten die Aufträge für langlebige Güter im April zwar überraschend deutlich. Doch der Vormonatswert wurde nach unten revidiert.
Experte Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) hob hervor, für die Bestellungen langlebiger Wirtschaftsgüter sei es der dritte Anstieg in Folge und dies auf einem Niveau deutlich über der Konsensschätzung. “Die Zinsssenkungserwartungen bezüglich der Fed, die in dieser Woche ohnehin schon unter Druck gestanden hatten, werden wohl noch weiter gedämpft”, so Umlauf.
Der Euro hat sich nach dem volatilen Handelstag gestern ebenfalls wieder gefangen und handelt bei 1,0846 Greenback moderat höher. Constructive Konjunkturdaten aus der Eurozone stützen dabei. Neben den deutschen BIP-Daten blieb das Geschäftsklima in Frankreich stabil, so wie es Analysten erwartet hatten. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Donnerstagnachmittag auf 1,0854 Greenback festgelegt.
In der laufenden Woche steht dennoch ein Verlust des Euro zum Greenback. Hintergrund der Greenback-Gewinne ist die US-Geldpolitik. Rasche Zinssenkungen der amerikanischen Notenbank Fed zeichnen sich nach wie vor nicht ab. Im Gegenteil: Wegen der hartnäckigen Inflation ist für dieses Jahr an den Märkten nur noch eine Zinssenkung vollständig eingepreist. Zu Jahresbeginn waren es sechs Reduzierungen gewesen.
Die US-Börsenaufsicht SEC hat überraschend die Anträge der Börsen Nasdaq, CBOE und NYSE für börsengehandelte Fonds (ETFs) genehmigt, die an die Kryptowährung Ether gebunden sind. Das könnte den Weg für einen Handel mit solchen Produkten (Ether-Spot-ETFs) noch in diesem Jahr ebnen. Die Genehmigung ist ein großer Überraschungserfolg für die Börsen und die Kryptowährungs-Branche, die noch bis vor wenigen Tagen davon ausgegangen waren, dass die SEC die Anträge ablehnt.
Die Cyber-Devise legte nach der Genehmigung in der Spitze 2,7 Prozent auf 3854 Greenback zu. Mehrere Funding-Firmen, darunter VanEck, ARK Investments/21Shares und BlackRock, hoffen darauf, nun Produkte auf den Markt bringen zu können, die an Ethereum gebunden sind – die zweitgrößte Kryptowährung nach Bitcoin.
Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat von einem NATO-Mitgliedsstaat einen Großauftrag für Artilleriemunition im Wert von knapp 300 Millionen Euro erhalten. Der Auftrag umfasse mehrere zehntausend Artilleriegeschosse und mehrere hunderttausend Treibladungsmodule, teilte Rheinmetall mit. Geliefert werden soll die Munition zwischen 2024 und 2028.
Siemens-Finanzvorstand Ralf Thomas erklärt die Trennung von Randgeschäften bei dem Münchner Technologiekonzern für weitestgehend abgeschlossen. “Wir haben gemeinsam im Vorstand beschlossen, dass es keine neuen ‘Portfolio Firms’ mehr geben wird. Aber es wäre naiv zu glauben, dass man nicht immer wieder das Portfolio überprüfen muss”, sagte er in einem heute veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters.
Mit dem 3,5 Milliarden Euro schweren Verkauf der Antriebs-Tochter Innomotics an den US-Finanzinvestor KPS hatte Siemens in der vergangenen Woche einen vorläufigen Schlussstrich unter das Thema ‘Portfolio Firms’ gezogen.
Aktien des Dialyseanbieters FMC springen derweil im MDAX an. Auch im DAX legen die Papiere der Konzernmutter Fresenius zu und stehen an der Indexspitze. Börsianer verweisen auf Studiendaten von Novo Nordisk, wonach das Diabetesmittel Ozempic die Verschlechterung von Nierenfunktionsstörungen bei Patienten mit Typ-2-Diabetes verlangsamt und das Risiko von Nierenversagen, Herzproblemen, Schlaganfall und Tod senkt.
“Meine Interpretation der Kursbewegung wäre, dass die Dialyse-Patienten dann eine längere Lebenserwartung haben und länger von FMC behandelt werden können”, sagte ein Händler.
Die neuesten HBM-Chips des südkoreanischen Elektronikkonzerns Samsung sind offenbar bei Assessments von Nvidia für den Einsatz in den KI-Prozessoren des US-Unternehmens wegen Problemen bei der Wärmeentwicklung und des Stromverbrauchs durchgefallen. Wie drei mit der Angelegenheit vertraute Personen heute erklärten, sind Samsungs HBM3-Chips der vierten Era, die derzeit am häufigsten verwendeten Chips in Grafikprozessoren (GPUs) für künstliche Intelligenz, sowie HBM3E-Chips der fünften Era betroffen.