marktbericht
Die Stimmung an der Börse ist vor neuen US-Preisdaten angespannt. Denn jüngste US-Daten stellen das gesamte Zinsszenario zumindest in Frage. Da macht so mancher Investor lieber Kasse.
Der DAX bleibt am Nachmittag weiter in der Minuszone. Das Tagestief am Mittag lag bei bisher 18.141 Punkten, aktuell verliert der deutsche Leitindex noch rund 0,8 Prozent und steht nur noch knapp darüber. Zur Eröffnung markierte der Index bei 18.318 Zählern sein Tageshoch, konnte das Niveau aber nicht behaupten. Der MDAX der mittelgroßen Werte hält sich besser und notiert am Nachmittag leicht um 0,1 Prozent im Plus.
Nachdem der deutsche Aktienmarkt dank des überraschend starken Produktionsanstiegs hierzulande gestern noch schwungvoll in die neue Woche gestartet conflict, lehnen sich die Anleger heute nicht aus dem Fenster. Sie folgen damit der Wall Avenue, die am Vortag kaum bewegt geschlossen hatte. Hintergrund sind die morgen erwarteten US-Inflationsdaten sowie der Beginn der Berichtssaison in den USA.
Mit den US-Verbraucherpreisen für den Monat März steht nach den Worten der Experten von “Index-Radar” der “nächste Härtetest” auf der Agenda. Die Zinssenkungserwartungen an die US-Notenbank Fed wurden dabei ihnen zufolge “inzwischen angemessen reduziert” und sind zurück auf dem tiefsten Stand seit Mitte Oktober.
Mehrere US-Notenbanker hatten zuletzt davor gewarnt, in Kürze mit Zinssenkungen zu rechnen, zudem fiel der jüngste Arbeitsmarktbericht sehr robust aus – was nicht für schnelle Senkungen spricht. “Dies hat zusammen mit soliden Konjunkturdaten dazu geführt, dass die Zinssenkungserwartungen gedämpft sind”, schreiben die Fachleute der Helaba.
Von der EZB werden unterdessen vorerst noch keine Zinsschritte erwartet, obwohl die Datenlage klarer ist. Insbesondere die Inflation in der Eurozone conflict zuletzt auf 2,2 Prozent gefallen und damit nahe an den Zielwert der EZB von 2,0 Prozent herangerückt. Im Juni dürfte die EZB laut “Index-Radar” eine Zinssenkung um 25 Prozentpunkte ankündigen. “Doch sollten die Amerikaner nicht zeitnah folgen, dürften sich auch die europäischen Währungshüter mit weiteren Lockerungen zurückhalten.”
Nach der jüngsten Rekordjagd brachen dagegen unter den Einzelwerten Rheinmetall-Aktien um bis zu 12,1 Prozent ein und steuerten damit den größten Tagesverlust seit mehr als eineinhalb Jahren an. Aktuell hat sich der Verlust allerdings auf intestine sieben Prozent verringert, womit sie aber weiter am DAX-Ende stehen.
Zunächst kletterten die Titel des Rüstungskonzerns noch auf ein frisches Rekordhoch von 571,80 Euro, bevor Anleger Kasse machten. Nach der Rally angesichts der weltweit steigenden Militärausgaben habe es eine Welle von Gewinnmitnahmen gegeben, konstatierte ein Händler. Was im MDAX auch Hensoldt betrifft, die ebenfalls rund sieben Prozent verlieren, nachdem sie zuvor ebenfalls noch ein Rekordhoch markiert hatten.
Zur Eröffnung steigen an der New Yorker Aktienbörse die Kurse, der Leitindex Dow Jones und der S&P-500 gewinnen moderat rund 0,3 Prozent. Die Nasdaq legt ein halbes Prozent zu. Gestern waren die Indizes kaum vom Fleck gekommen. Vor den Inflationsdaten morgen geht die Zins- Hängepartie damit weiter.
Die Aktienmärkte folgen im frühen Geschäft damit den etwas erholten Rentenmärkten, die gestern schwach tendierten. Zehnjährige US-Staatsanleihen rentieren bei 4,37 Prozent, nachdem die Rendite gestern in der Spitze bis auf 4,47 Prozent angestiegen conflict – der höchste Stand seit November.
Mit der vermeintlichen Ruhe am Aktienmarkt könnte es aber bereits am Mittwoch wieder vorbei sein, kommentierte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege von RoboMarkets: “Denn ganz gleich, wie die Inflationsdaten aus den USA dann ausfallen, das Potenzial an Zinssenkungsfantasie noch vor einigen Monaten werden auch sie nicht zurückbringen können.” Eine Zinswende in den USA rücke immer weiter nach hinten. Entsprechend steigen die Renditen am Anleihenmarkt, was die Wall Avenue weiterhin bremst.
Neben der schon lange geführten Zinsspekulationen beginnt am Freitag mit den Berichten der Banken die Berichtssaison. Unter anderem Branchenprimus JPMorgan Chase öffnet seine Bücher. Insgesamt geht es darum, ob die Ergebnisse der Unternehmen die hohen Bewertungen am Markt rechtfertigen.
“In den USA startet die Berichtssaison zur richtigen Zeit”, schreibt Jochen Stanzl vom Dealer CMC Markets. Der Markt erwarte nach zuletzt starken Konjunkturdaten nur noch zwei Zinssenkungen der US-Notenbank Fed in diesem Jahr. Damit steige der Druck auf die Gewinne der Unternehmen, die mittlerweile ambitionierten Bewertungen an der Wall Avenue zu stützen, so Stanzl.
Der Euro notiert am Nachmittag bei 1,0880 am Tageshoch. Im weiteren Tagesverlauf stehen nur wenige absehbare Impulse für den Devisenmarkt an. Entscheidende Wirtschaftsdaten werden nicht erwartet.
Allerdings gab die EZB einen Einblick in die Kreditvergabe der Banken. Die Nachfrage nach Firmenkrediten hat sich laut der wiederkehrenden Umfrage “Financial institution Lending Survey” in den ersten drei Monaten des Jahres deutlich verringert. Wie bereits in den vorangegangenen Quartalen bremsten die höheren Zinsen sowie geringere Investitionen bei den Unternehmen die Nachfrage.
Unterdessen setzt der Goldpreis seine Jagd nach neuen Höchstständen fort. Das Edelmetall verteuerte sich bisher in der Spitze auf über 2.360 Greenback je Feinunze und knüpfte damit an seine jüngste Rekordserie an. Aktuell werden 2.356 Greenback bezahlt.
Die Ölpreise bewegen sich weiter nur wenig von der Stelle. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juni 0,1 Prozent weniger. Der Preis für ein Fass der US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fällt um 0,2 Prozent. Damit rangieren die Preise in der Nähe ihrer höchsten Stände seit Oktober. Dieses Niveau hatten sie nach kräftigen Anstiegen in der vergangenen Woche markiert.
Derweil trieb die Aussicht auf einen weltweiten Aufschwung im verarbeitenden Gewerbe – vor allem in China – die Preise für Industriemetalle an. Der Kupferpreis in Shanghai kletterte auf einen Rekordwert, während der Kupferkontrakt in London in der Nähe seines höchsten Standes seit 14 Monaten verharrte. Auch Zink und Zinn erreichten in Fernost den höchsten Stand seit mehreren Monaten. Aluminium wurde knapp unter dem Zweijahreshoch von gestern gehandelt.
Auf Unternehmensseite sorgte ein Bericht der “DigiTimes” für Gesprächsstoff auf dem Börsenparkett. Demnach will der US-Chipkonzern Micron die Preise für bestimmte Speicherchips stark anheben. Der Zeitung zufolge bauen außerdem Samsung und SK Hynix ihre Produktion für Speicherchips (DRAM) aus. Das beschert dem Chipkonzern Infineon an der DAX-Spitze ein Kursplus von über drei Prozent. Siltronic und Aixtron stiegen im MDAX dagegen nur moderat.
Roland Busch bleibt Vorstandsvorsitzender des Technologiekonzerns Siemens. Der Aufsichtsrat kündigte die Verlängerung seines Vertrags um fünf Jahre zum 1. April 2025 an, wie Siemens in München mitteilte. Darüber hinaus sei geplant, das Mandat von Vorstandsmitglied Cedrik Neike im Juni 2025, wenn der derzeitige Vertrag auslaufe, um fünf Jahre zu verlängern. Neike führt die Sparte Digital Industries.
Ein weiterer Auftrag für Nordex hat den Aktien heute Aufwind verliehen. Die Aktien steigt um 4,5 Prozent auf knapp 13 Euro. In der Spitze wurden schon 13,09 Euro bezahlt, der höchste Stand seit Anfang August vergangenen Jahres. Vom Jahrestief im Januar beläuft sich die Erholung mittlerweile auf quick 50 Prozent. Für Südafrika hat der Hersteller von Windkraftanlagen einen Auftrag mit einer Gesamtleistung von 295 Megawatt erhalten. Ähnlich große Aufträge hatte Nordex jüngst aus dem Inland und aus Litauen verzeichnet.
Der Lkw-Bauer Daimler Truck hat im ersten Quartal auf allen großen Märkten weniger Fahrzeuge verkauft. Der Absatz des DAX-Konzerns sank von Januar bis März gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 13 Prozent auf knapp 109.000 Stück, wie das Unternehmen mitteilte. “Die Absatzzahlen im ersten Quartal 2024 spiegeln die erwartete Normalisierung der globalen Lkw-Märkte und ein schwaches Umfeld in wichtigen Märkten in Asien wider”, erklärte Vorstandschef Martin Daum. In den Kernmärkten Europa und Nordamerika sei der leicht gesunkene Absatz ein solides Niveau. In Asien schlug Daimler 29 Prozent weniger Nutzfahrzeuge los.
Die Großbank UBS prüft einem Medienbericht zufolge einen Tauschdeal, um sich ihr China-Geschäft vollständig einzuverleiben. Der Schweizer Konzern schlage vor, die verbliebenen 33 Prozent an UBS Securities von einem staatlich kontrollierten Unternehmen zu übernehmen und im Gegenzug ihre gesamte 51-Prozent-Place an Credit score Suisse Securities (China) zu verkaufen, meldete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. UBS verlange einschließlich der Beteiligung eines lokalen Companions rund zwei Milliarden Yuan (rund 250,1 Millionen Franken) für die China-Einheit von Credit score Suisse.