Einmal im Jahr haben die Versicherer bei einem Großteil ihrer Kunden die Gelegenheit, die Prämien zu erhöhen, und zwar immer bei der alljährlichen Vertragsrunde Ende November. Die meisten Policen müssen dann erneuert werden, denn die Verträge laufen in aller Regel mit einer einmonatigen Kündigungsfrist zum Jahreswechsel aus. Doch die Erhöhungen scheinen den Versicherungen nicht zu reichen.
Kosten steigen schneller als die Prämien
Bei der letzten großen Vertragsrunde Ende November vergangenen Jahres gelang es den Versicherungen, ihre Policen anzuheben. Laut dem Internetportal Check24 wurden die Haftpflicht-, Teilkasko- und Vollkaskoversicherungen um sechs bis 14 Prozent teurer.
Doch auch die Kosten für Reparaturen und Ersatzteile stiegen – und zwar deutlich. So verwies der Vorstandssprecher der HUK-Coburg, Klaus-Jürgen Heitmann, jüngst unter anderem darauf, dass die Spitzenpreise für Werkstattstunden mittlerweile schon bei 500 Euro lägen. Hinzu kommt, dass nach Corona auf den Straßen wieder mehr los ist und es deshalb auch wieder häufiger kracht.
Deshalb dürfte das Plus bei den Prämien nach wie vor nicht ausreichen, um die Versicherungsgesellschaften bei den Kfz-Versicherungen aus der Verlustzone herauszuholen. Der Gesamtverband der Versicherer GDV meldet zwar um 6,7 Prozent gestiegene Beitragseinnahmen von 84,5 Milliarden Euro. Doch aufgrund der höheren Ausgaben gab es den Angaben nach bei den Kfz-Versicherungen einen Verlust von rund 2,9 Milliarden Euro. Jedem eingenommenen Euro seien Ausgaben von 1,10 Euro gegenüber gestanden, heißt es beim GDV.
Hart umkämpfter Markt
Das Downside für die Unternehmen: Der Wettbewerbsdruck ist enorm, die Wechselbereitschaft sehr hoch. Denn ein Preisvergleich zwischen den einzelnen Versicherungen ist relativ einfach. Dazu braucht es nur ein paar Angaben zum Fahrzeug, zum Halter und zum Wohnort. Wie ein Firmensprecher erklärt, hat Check24 noch nie so viele Suchanfragen für einen möglichen Versicherungswechsel registriert wie zuletzt. Natürlich müssen dabei auch die entsprechenden Leistungen mit verglichen werden.
Um Kunden zu halten, oder Neue zu gewinnen, scheuen sich einige Gesellschaften offensichtlich, ihre Prämien so anzuheben, wie sie müssten, um die Kosten auszugleichen. Bei der HUK-Coburg räumt man ein, dass man nach “mehrfachen Preiserhöhungen” zum Jahreswechsel 100.000 Kunden verloren habe. Dafür meldet die ADAC Autoversicherung weitere Zuwächse, aber auch hier räumt ein Sprecher ein, dass man leicht unprofitabel sei.
Weitere Prämienanstiege sind zu erwarten
Bei der Hannover Rück geht man davon aus, dass die Kfz-Versicherungen hierzulande erst ab 2026 schwarze Zahlen schreiben. Man brauche noch mal Prämienerhöhungen wie im vergangenen Jahr, um sich vor die Inflation zu schieben, heißt es dort.
Beim Internetportal Verivox geht man davon aus, dass weitere Anstiege bei den Beiträgen “unausweichlich” sind. Erst im Dezember habe sich auch die Finanzaufsicht BaFin eingeschaltet und die Versicherer aufgefordert, die Preise weiter zu erhöhen, um angesichts der teureren Schäden nicht noch tiefer in die roten Zahlen zu rutschen, begründet der Verivox-Geschäftsführer Wolfgang Schütz diese Prognose.
Die Kunden müssen sich also wohl auf weiter steigende Versicherungsprämien einstellen. Wie hoch das Plus ausfällt, dürfte aber recht unterschiedlich sein, je nachdem, um was für ein Fahrzeug es sich handelt, welche Schadensfreiheitsklasse der Halter hat, wo sein Wohnort liegt, wer alles damit fährt, wo das Fahrzeug abgestellt wird und Weiteres. Flächendeckende Prämienerhöhungen für alle Kfz-Kunden gebe es nicht, so denn auch das Fazit beim Branchenverband GDV.